Forschung

Der Faktor Mitarbeiter:innen in touristischen Familienunternehmen

Eine Status Quo Erhebung des Arbeitgeberimages am Beispiel der Tiroler Hotellerie und Gastronomie (2018-2019)
Um das Image der Tiroler Gastgewerbeindustrie zu erfassen, wurden Unternehmer:innen und Mitarbeiter:innen in Tirol befragt. Die Ergebnisse wurden anschließend in Expertengruppen diskutiert

Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Familienunternehmen durchgeführt.

Hintergrund

Trotz der etwas geringeren MitarbeiterInnen-Fluktuation als in Nicht-Familienunternehmen liegt die Herausforderung von familiengeführten Hotel- und Gastronomiebetrieben in der Bereitstellung von Personalentwicklungsmaßnahmen sowie deren Umsetzung, in flexiblen Arbeitszeitmodellen und in der Stärkung der Mitarbeiterloyalität (Buonocuore, 2010). Employer Branding hilft hier, qualifiziertes Personal zu rekrutieren und eine bessere Passung der Mitarbeitenden zum Betrieb zu erreichen. Aus praktischer Sicht ist es für unsere heimischen kleinbetrieblich strukturierten Familienunternehmen essentiell, ein besseres Verständnis für die Absicht von BewerberInnen zu erlangen und mehr über die Auswirkungen ihres Arbeitgeberimages zu erfahren. Da in solchen Unternehmen häufig auch eine strategische Orientierung und Innovationsbereitschaft zu Herausforderungen zählen (Pikkemaat & Zehrer, 2016), kann ein Bewusstsein über ihr eigenes Image als besonderer Vorteil angesehen werden.

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist es, die Branchenidentität der Hotellerie und Gastronomie bezogen auf die UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen im Tourismus zu erheben. Zusätzlich sollen Mitarbeiterzufriedenheit und Verbesserungsmaßnahmen untersucht werden.

Durch die Analyse werden Felder für Handlungsbedarf identifiziert. Die Ergebnisse sollen im Anschluss helfen, konkrete Handlungsempfehlungen für touristische Familienunternehmen vorzuschlagen.

Zentrale Fragestellungen

  • Wie nehmen die UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen das Image der eigenen Branche wahr?
  • Welche Stärken und Schwächen der Branche sehen die UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen?
  • Welche Führungsprinzipien haben die UnternehmerInnen?
  • Wie sieht die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen bezogen auf verschiedene Aspekte (Vorgesetzte, Bezahlung etc.) aus?

Vorgehen

Nach umfassender Literaturrecherche wurde im Zeitraum von Juli 2018 bis September 2018 über die Tiroler Wirtschaftskammer und das MCI Innsbruck ein Online-Fragebogen an Unternehmen der Hotellerie und Gastronomie zugesandt. Nach einer ersten Auswertung der Ergebnisse fand eine erste Fokusgruppendiskussion mit ausgewählten ExpertInnen im November 2018 statt, wo erste Handlungsempfehlungen und Ansatzpunkte für die weitere Auswertung erarbeitet wurden. Anschließend wurden die fertig ausgewerteten Ergebnisse in einer Fokusgruppe mit UnternehmerInnen der Gastgewerbebranche im April 2019 diskutiert und weitere Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Ergebnisse

Auszüge aus den Ergebnissen:

  • Das aktuelle Image der Hotellerie und Gastronomie wird von UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen eher kritisch eingeschätzt.
  • Das Arbeitgeberimage wird vor allem von Bezahlung, Aufstiegsmöglichkeiten und den Arbeitszeiten beeinflusst.
  • UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen sehen in den Arbeitszeiten den Hauptnachteil an einer Arbeit in der Branche. Für MitarbeiterInnen ist auch die Bezahlung ein großer Nachteil.
  • Hauptgründe für das Verlassen der Branche sind für MitarbeiterInnen die schlechte Bezahlung, die Arbeitszeiten, die Arbeitsbelastung und mangelnde Wertschätzung. Unternehmer:innen sehen Bezahlung nicht als Grund, dafür aber das schlechte Branchenimage.
  • Als Hauptvorteil einer Arbeit in der Gastgewerbebranche wird von MitarbeiterInnen die Arbeit mit Menschen wahrgenommen. UnternehmerInnen sehen die Bezahlung als Hauptvorteil.
  • Emotionale Bindung an den Arbeitsplatz hat den größten Einfluss auf den Verbleib in der Branche.
  • Wertschätzung und Zugehörigkeitsgefühl stärken die emotionale Arbeitsplatzbindung bei MitarbeiterInnen.
  • UnternehmerInnen zeichnen sich Großteils durch einen offenen und kooperativen Führungsstil aus.
  • Der Hauptansatzpunkt für eine Imageverbesserung und das Halten der Mitarbeiter:innen in der Branche ist die Planbarkeit der Arbeit.

Literatur

Buonocore, F. (2010). Contingent work in the hospitality industry: A mediating model of organizational attitudes. Tourism Management, 31(3), 378-385.

Pikkemaat, B., & Zehrer, A. (2016). Innovation and service experiences in small tourism family firms. International Journal of Culture, Tourism and Hospitality Research, 10(4), 343-360

Kontaktperson für detaillierte Informationen zur Studie:

FH-Prof. PD MMag. Dr. habil. Anita Zehrer

Position: Hochschullektorin & Leiterin des Zentrums Familienunternehmen

Forschungsschwerpunkt: Familienunternehmen, Betriebsübergabe

E-Mail: anita.zehrer@mci.edu

 

FH-Prof. Mag. Hubert Siller

Position: Leiter MCI Tourismus

Forschungsschwerpunkt: Leadership/Führung, Tourismus- und Destinationsentwicklung, Internationale Wintersportmärkte

E-Mail: hubert.siller@mci.edu

 

FH-Prof. Dr. Christoph Engl

Position: Hochschullektor

Forschungsschwerpunkt: Entrepreneurship

E-Mail: christoph.engl@mci.edu

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