Die hohe Dynamik der Tourismusbranche, die sich in einer kontinuierlichen Entwicklung von Trends zeigt, erfordert von den Akteuren des Tourismussektors eine kontinuierliche Anpassung und Innovation. So ist die Erarbeitung eines Wettbewerbsvorteils von strategischer Bedeutung für jede ländliche Tourismusdestination, die einen langfristigen und nachhaltigen Erfolg anstrebt. In diesem besonderen Fall tragen Kooperationen und Arbeitsbeziehungen dazu bei, die Entwicklung eines nachhaltigen Plans für eine Destination zu erleichtern und Vorteile für die beteiligten Akteure zu generieren. Die Mechanismen der Zusammenarbeit (z. B. gemeinsame Erfahrung, gemeinsames Know-how, Vertrauen, Engagement) und die Bedeutung der Nachhaltigkeit beeinflussen deren Vorteile.
Urlaub am Bauernhof ist eine Initiative, welche sich stetig steigender Beliebtheit erfreut. Neben der Erholung von Gästen bietet ein Urlaub am Bauernhof die Möglichkeit, zahlreiche neue Aktivitäten und Arbeitsfelder im Leben und Arbeit am Land kennenzulernen. Immer öfter entscheiden sich Landwirte dazu, ihren Brotberuf aufzugeben und auf die Beherbergung von Gästen auf ihrem Hof zu setzen. Hierbei spielt die Zusammenarbeit touristischer und landwirtschaftlicher Stakeholder eine wesentliche Rolle von Landwirtschaft und Tourismus im ländlichen Raum sehr wichtig.
In diesem Projekt stehen unterschiedliche Zielsetzungen im Fokus. Diese reichen (a) von der Untersuchung des Mehrwerts und des Potentials vom Urlaub am Bauernhof (b) über die Erforschung der Vorteile und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaftsakteur:innen (c) bis hin zu der Ermittlung der Kooperationsformen auf Destinationsebene und daraus resultierende Schwierigkeiten.
Das Projekt besteht aus folgenden Bestandteilen:
Die Projektlaufzeit erstreckte sich von Oktober 2019 bis Dezember 2021 und brachte folgende Erkenntnisse hervor:
Kooperation
- Für die landwirtschaftlichen Betriebe trägt die Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden erheblich zum Erhalt der Landschaft bei. Darüber hinaus fördert die Zusammenarbeit den Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe.
- Die Landwirt:innen profitieren auch von den Tourist:innen, die in Hotels der Region übernachten. Außerdem haben die Tourist:innen auf den Bauernhöfen einen positiven Einfluss auf andere Branchen in der Region.
- Für den Urlaub am Bauernhof nehmen lokale Produkte einen besonderen Stellenwert ein, sie sind aber auch für die regionalen Hotellerie und Gastronomie bedeutsam. Damit verbunden sind die Attraktivität und das Image einer Destination
- Es gibt verschiedene Veranstaltungen in Zusammenarbeit von LandwirtInnen und TouristikerInnen, bei denen die Tradition in den Vordergrund gestellt wird und die ein regionales Vermarktungspotential bieten.
- Eine Kooperation zwischen Tourismus und Landwirtschaft kann den Natur- und Umweltschutz unterstützen, indem beispielsweise Besucherlenkungen (z.B. Wege, Einzäunungen) durchgeführt werden. Somit hat auch die Natur genügend Platz zur Entfaltung.
- Es ist notwendig, die gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus über die Verbandsebene strategisch (Planungsebene) und operativ (Betriebsebene) zu fördern.
- Der Verein „Urlaub am Bauernhof“ sollte sich mehr in die strategische Planung der Regionalentwicklung einbringen. Da durch eine „gelungene Regionalentwicklung“ die gesamte bäuerliche Gästebeherbergung profitieren kann.
- Innovationen fördern die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Entscheidend hierbei sind „externes Wissen, Expertise, Technologien und Fähigkeiten“. Eine gute Zusammenarbeit fördert neue Angebote und hat Vorteile für die Stakeholder.
- Als problematisch wird die fehlende oder schlechte Kommunikation zwischen den Kooperationspartner:innen angesehen
Wertschöpfung
- Mehrwert entsteht für die TouristInnen in erster Linie aus dem Erlebnis Bauernhof und der Anteilnahme am bäuerlichen Leben sowie dem Kontakt zur Bauernfamilie.
- Die Erhaltung der Tradition und die Pflege der Landschaft werden wesentlich von der Landwirtschaft mitgetragen und sollten als Kernelement des Tourismusangebots wertgeschätzt werden.
- StammkundInnen sind ein stabilisierender Faktor. Es zeigt sich gerade durch die steigende Nachfrage ein Potential der Neukundenakquise.
- TouristInnen suchen nachhaltige Angebote und sind dafür auch bereit mehr zu bezahlen, als derzeit im bäuerlichen Tourismus verlangt wird.
- Für die meisten AnbieterInnen wird der Preis auf Grundlage der Betriebskalkulation berechnet, wobei sich eine größere Preiselastizität in der Nachfrage nachweisen lässt. Daraus ergibt sich ein wesentliches Beratungspotential für den Verein UaB bzw. das Coaching der Betrieben.
- Preisanpassungen sollten einmal jährlich und zusätzlich bei jedem Zusatznutzen erfolgen.
- Ein guter Preis ist der größte Gewinnhebel und ist deswegen wichtiger als eine gute Auslastung.
- Ein Urlaub am Bauernhof beeinflusst nachhaltig das Kaufverhalten der UrlauberInnen auch nach dem Aufenthalt.
Diversifizierung
- Einer der Hauptgründe für die Diversifizierung ist der Wille, den landwirtschaftlichen Betrieb zu erhalten, indem das Haushaltseinkommen erhöht wird.
- Es besteht bei den bäuerlichen Familien in der Vermietung der Wunsch, ihre Ressourcen effizient einzusetzen.
- Die bäuerliche Gästebeherbergung trägt zur innerfamiliären Arbeitsplatzschaffung bei. Vor allem der Arbeitsplatz der Bäuerin kann so gesichert werden.
- Es sind vor allem Frauen, die ihre Arbeitskraft in die Gästebeherbergung einbringen
- Es kommt zu einem merklichen Anstieg an Direktvermarktungen aufgrund der erhöhten Nachfrage nach regionalen Produkten von Seiten der TouristInnen. Dadurch sind durch die Verbindung von Tourismus und Landwirtschaft wichtige Spill Over Effekte erkennbar
Fördergeber:
Tourismusforschungszentrum Tirol
Projektpartner:
- Tourismusverband Mayrhofen-Hippach
- Urlaub am Bauernhof Tirol
- Urlaub am Bauernhof Österreich
- Land Tirol
- Landwirtschaftskammer Tirol